NABU-Thema im März: Vogeltod am Fensterglas

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Das Drama von Leipzig

38 tote Meisen meldete die Presse vor zwei Wochen: Sie waren an der gläsernen Verbindungsbrücke des Technischen Rathauses der Stadt Leipzig zerschellt – die tödlichen Glasflächen waren für die Vögel unsichtbar. Auf Vogelschutzfolien war seinerzeit beim Einbau der großen Scheiben verzichtet worden, daher ereignet sich dort nun seit Jahren massenhaft der berüchtigte „Vogelschlag“.

Massensterben durch Vogelschlag

Dieses Schicksal ereilt nach einer Schätzung der deutschen Vogelschutzwarten deutschlandweit rund 100 Millionen Vögel im Jahr – das sind 5-10% des Gesamtbestandes und damit etwa ebenso viele, wie durch Hauskatzen sterben! Verglasungen an Wohn- und Bürohäusern, Wintergärten, Bushaltestellen oder Schallschutzwänden wirken auf Vögel entweder wie freie Flugbahn oder spiegeln täuschend die umgebende Landschaft wider. Zudem locken beleuchtete Räume hinter klaren Fenstern in der Nacht ziehende Vögel an.

Nutzlose Aufkleber

Das Vogelschlagproblem ist altbekannt, weswegen seit Jahrzehnten Silhouetten von Greifvögeln auf Glasscheiben geklebt werden, die echte Vögel abschrecken sollen. Leider sind diese unbewegten Aufkleber nahezu wirkungslos, weil sie von den Vögeln nicht als Gefahr betrachtet und zudem von den Menschen schon aus optischen Gründen in viel zu geringer Zahl angebracht werden. Man weiß, dass die Abstände zwischen zwei Aufklebern eigentlich nur eine Handbreit betragen dürften – damit würde aber fast jedes Fenster sinnlos. Auch entspiegelte oder getönte Scheiben helfen nicht wirklich. Für Menschen unsichtbare UV-Markierungen (durch Aufkleber oder Filzstifte) werden ebenfalls nur von einem Teil der Vögel wahrgenommen.

Was zuhause hilft…

Was hilft also tatsächlich gegen den Vogelschlag? Zunächst „konstruktiver Vogelschutz“: Bei jeder Bauplanung sollten besonders potente Gefahrenquellen wie klarverglaste Wintergärten vermieden werden. An bestehenden Gebäuden hilft oft schon Faulheit: Schmutzige Scheiben sind viel besser sichtbar als saubere, also putzen Sie Ihre Fenster ruhig öfter nur von innen und machen Sie dann guten Gewissens Pause! Auch sichtbare Jalousien, Rollos, Vorhänge, Gardinen, Fliegennetze und Dekorationen können die Gefahr mindern, insbesondere wenn sie auf der Außenseite befestigt sind. Nistkästen und Futterhäuschen sollten nicht zu nahe an Fenstern positioniert werden. (Das gilt übrigens nicht für Fensterfutterstellen mit Saugnäpfen: Aus unmittelbarer Nähe werden die Glasscheiben erkennbar.)

…und an öffentlichen Gebäuden

Besonders wirksam sind optimierte Beschichtungen der Fensteraußenflächen: Gut bewährt haben sich senkrechte Streifen- oder Punktmuster, die bereits beim Glashersteller oder nachträglich als Aufkleber angebracht werden können. Kontrastreiche Muster sind wichtig; sehr gut wirkt die Farbe orange. Bei ungünstiger Verteilung der Muster müssen 25%, bei optimaler nur 5-10% der Glasfläche bedeckt werden. Senkrechte Linien sollten mindestens 5 mm, waagrechte Linien 3 mm dick sein, die Abstände zwischen den Linien höchstens 10 cm breit. Strenge Gitter müssen nicht sein; gefällige, halbtransparente Muster und Dekore sind genauso funktionell und werden bereits vom Handel angeboten. Nicht zu vergessen: Man muss auch nicht jedes einzelne Kellerfenster und jeden Glasbaustein aufwändig markieren: Besonders kritische Glasflächen sind leider recht bald durch tote Vögel auf dem Boden und sogenannte „Engelbilder“ – Aufschlagabdrücke aus Federstaub – erkennbar. Nur diese Glasflächen sollte man umgehend entschärfen – sei es am Technischen Rathaus in Leipzig, an Haltestellen, Autobahnen oder bei uns allen zuhause.