Er ist wieder da!

Ein großes Raubtier lebt wieder in unseren Wäldern! Nein, damit meinen wir nicht den Wolf, dessen amtlich ermittelter Bestand mit mehr als 1.600 Individuen in über 200 Rudeln in Deutschland inzwischen mindestens doppelt so hoch ist wie in ganz Skandinavien. Wir sprechen heute vom Luchs (Lynx lynx), der größten europäischen Raubkatze.

Kennzeichen

Der von Mitteleuropa bis China heimische Eurasische Luchs ist eine beeindruckende Erscheinung: Männliche Tiere wiegen bis zu 30 Kilogramm, die Schulterhöhe beträgt 50 bis 75 und die Körperlänge 80 bis 120 Zentimeter. Der hochbeinige Beutegreifer ist damit fast so groß wie ein Schäferhund. Das Fell des Luchses ist im Sommer graugelb bis rötlichbraun mit dunklen Flecken, im Winter eher grau und schwach gefleckt. An ihren Fleckenmustern können einzelne Luchse unterschieden werden. Auffällig sind die langen Ohrpinsel, der Backenbart, die breiten Pfoten und der kurze Schwanz. Gut getarnt und zudem überwiegend nachtaktiv, ist der Luchs für uns kaum zu entdecken.

Leiser Jäger

Rehe machen den größten Teil der Beute aus, dazu Feldhasen, Hirschkälber, junge Wildschweine, Füchse, Dachse, Marder und Vögel. Aber auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen stehen manchmal auf dem Speiseplan. Luchse jagen als Sprinter: Sie schleichen sich bis auf wenige Meter an ihre Beute heran, überfallen sie blitzschnell und töten sie durch einen Biss in die Kehle.

Hohe Jungensterblichkeit

Wie fast alle Katzen sind Luchse Einzelgänger: Luchsin und Kuder finden nur zur Paarungszeit im Frühling zusammen. Die zwei bis fünf Jungen werden im Sommer an einem geschützten Platz geboren, etwa in einer Felshöhle oder unter einem Wurzelteller. Die mit 80% sehr hohe Sterblichkeit der Jungtiere ist bedingt durch Verkehrsunfälle, durch alle katzentypischen Krankheiten sowie durch den Mangel an geeigneten Revieren in naturnahen Waldgebieten: Diese müssen je nach Wildreichtum 100 bis 400 Quadratkilometer pro Luchs umfassen.

Ausrottung und Wiederansiedlung

Wegen seines kostbaren Pelzes und weil er als Jagd- und Herdenschädling galt, wurde der Luchs seit dem Mittelalter intensiv bejagt und war vor 200 Jahren in Deutschland völlig ausgerottet. Etwa ab 1960 wanderten einzelne Tiere wieder aus Tschechien nach Sachsen und Ostbayern ein. In den 1970er Jahren begannen Wiederansiedlungsprogramme mit Karpatenluchsen zunächst in der Schweiz und in Österreich, dann in den deutschen Nationalparks Harz und Bayerischer Wald. Nach anfänglichen Misserfolgen – die ausgewilderten Tiere verhungerten oder wurden abgeschossen – konnten sich lokale Populationen etablieren und vermehren. Inzwischen leben fast 200 Luchse wieder bei uns; die meisten im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald. Die streng geschützten Katzen tauchen aber auch vermehrt in anderen Bundesländern auf, unter anderem in Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Thüringen; kürzlich auch im Westerwald! Es handelt sich dabei meist um abwandernde Luchse auf der Suche nach neuen Revieren. Da jedoch junge Luchsweibchen ihre Reviere immer nur angrenzend zu denen von Artgenossen einrichten, erholt sich der Luchsbestand in Deutschland nur sehr langsam und nicht ohne Hilfe des Menschen. Daher wird der Luchs weiterhin auf der deutschen Roten Liste als bedroht geführt. Es bleibt wichtig, die bestehenden Reviere durch Korridore zu verknüpfen und Verkehrshindernisse abzubauen, um die Ausbreitung zu fördern und Inzucht zu vermeiden.

Keine Gefahr für Menschen

Luchsangriffe auf Menschen sind übrigens unbekannt – normalerweise wird man die scheue Katze niemals zu Gesicht bekommen. Gleichwohl befürchten manche Menschen Verluste an Wild und Herdentieren. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Bestände an Rot- und Rehwild in Luchsrevieren kaum zurückgehen und sogar Verbissschäden im Wald reduziert werden, weil das Wild weniger lange am selben Ort verharrt. Schafsrisse kommen zwar vor, aber seltener als beim Wolf und nur auf ortsfernen Weiden in Waldnähe.

Luchs versus Wolf

Apropos Wolf: Inzwischen mehren sich die Anzeichen dafür, dass in Luchsgebieten die Wolfsdichte zurückgeht oder Wölfe sogar verdrängt werden. Der Grund ist wohl, dass Jungwölfe zum Beutespektrum des Luchses zählen und Luchse einzelne Wölfe gezielt angreifen und töten, um einen bedrohlichen Nahrungskonkurrenten loszuwerden.

© NABU / Marc Scharping

NABU-Thema im Dezember: Der Luchs

  • Beitrags-Autor:

Er ist wieder da! Ein großes Raubtier lebt wieder in unseren Wäldern! Nein, damit meinen wir nicht den Wolf, dessen amtlich ermittelter Bestand mit mehr als 1.600 Individuen in über…

Mehr NABU-Thema im Dezember: Der Luchs

NABU-Thema im November: Brotfütterung von Wasservögeln

  • Beitrags-Autor:

Vogelfütterung: Ja bei Singvögeln... Wenn das Wetter wieder ungemütlicher wird, fragen viele Menschen beim NABU an, ob es nicht höchste Zeit sei, die hungrigen Vögel zu füttern, damit sie gut…

Mehr NABU-Thema im November: Brotfütterung von Wasservögeln

Ein Gewinn für den Naturschutz

Ob beim Frühlingsmarkt in Diez oder beim Anfang November veranstalteten Martinsmarkt, der Infostand des NABU bietet jedesmal die Möglichkeit, an einem kleinen Gewinnspiel teilzunehmen. Diesesmal musste aus einer Auswahl von…

Mehr Ein Gewinn für den Naturschutz

NABU-Thema im Oktober: Der Feldsperling

  • Beitrags-Autor:

Leere Feldflur, harte Zeit Es ist Herbst; die Felder sind weitgehend abgeerntet und die Wiesen meist gemäht. Nun beginnt vielerorts eine harte Zeit für den Feldsperling – eigentlich ein Allerweltsvogel:…

Mehr NABU-Thema im Oktober: Der Feldsperling

NABU-Thema im September: Fledermäuse

  • Beitrags-Autor:

Am letzten Augustwochenende fand wieder die „Batnight“ statt, die traditionelle europäische Nacht der Fledermäuse. Wie immer besuchten zahlreiche Begeisterte die vielen Veranstaltungen zur Batnight und bewiesen damit den verdienten Wandel…

Mehr NABU-Thema im September: Fledermäuse

NABU-Thema im August:  Das Zackenschötchen

  • Beitrags-Autor:

Text und Fotos: Silke Dehe, 2024 Dufte Blume? Der Duft ihrer strahlend gelben Blüten ist süß und verführerisch, doch soll Weidevieh diese bis 120 Zentimeter hohe Pflanze wegen ihres unangenehmen…

Mehr NABU-Thema im August:  Das Zackenschötchen

NABU-Thema im Juli: Das Reh

  • Beitrags-Autor:

Zahlreich, erfolgreich Ob auf Feldern, im Wald oder am Straßenrand: Kein wildes Säugetier sehen wir hierzulande häufiger als das Reh; gerade jetzt im Hochsommer, seiner Paarungszeit. Und tatsächlich leben etwa…

Mehr NABU-Thema im Juli: Das Reh

NABU-Thema im Juni: Der Feuersalamander

  • Beitrags-Autor:

Höhlentier des Jahres 2023 In diesen Wochen beginnt für das „Höhlentier des Jahres 2023“ die heiße Phase seiner Paarungszeit: Feuersalamander halten gerne im Hochsommer Hochzeit, und zwar im Gegensatz zu…

Mehr NABU-Thema im Juni: Der Feuersalamander

NABU-Thema im Mai:  Der Feldhase

  • Beitrags-Autor:

Beliebt, bekannt „Meister Lampe“ – viele kennen diesen Namen aus Fabeln oder Märchen. Gemeint ist der Feldhase, wissenschaftlich Lepus europaeus. Dieser echte Sympathieträger gehört als eigenständige Art zu den „Echten…

Mehr NABU-Thema im Mai:  Der Feldhase

Nistkästen gewonnen

Wie immer auf dem Frühlings- und Martinsmarkt in Diez war auch dieses Mal an unserem Info-Stand ein naturkundliches Rätsel zu lösen. Zehn verschiedene Silhouetten heimischer Vogelarten mussten den entsprechenden Namen…

Mehr Nistkästen gewonnen