Fachinger Steinbruch: vom Kalkabbau zum Naturschutz

Abgebaut wurde hier devonischer Massenkalk, der teilweise bis 100 Meter mächtig ist. Im Devon vor knapp 400 Mio. Jahren (eine seiner Unterepochen heißt Emsium nach Bad Ems) unsere Region noch am Äquator und an dieser Stelle befand sich ein tropisches Flachmeer. Die Kalkskelette der Stromatoporen, in der Kreidezeit ausgestorbener Urschwämme, bildeten Riffe, die heute als Kalk abgebaut werden. Fossilien wie Muschelschalen sind in diesem sehr hochwertigen und reinen Kalk selten. Die Kalkförderung im Fachinger Steinbruch wurde 1972 eingestellt, als die Abbauarbeiten Gefahr liefen, die Fachinger Mineralbrunnen durch Öffnen wasserführender Schichten zu beeinträchtigen. Bald darauf wurde der Steinbruch zu einem Naturschutzgebiet umgewidmet.

Kostbarer Magerstandort

Im Steinbruch hat sich seither ein Pionierwald aus Zitterpappeln, Weiden, Birken und Kiefern entwickelt, der den Boden verfestigt, eine Humusschicht ausbildet und Lebensraum bietet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Anwesenheit von wildem Thymian und Rosmarin lässt sich an heißen Sommetagen leicht erschnuppern und sorgt im Steinbruchkessel für eine Toskana-Atmosphäre. Die Folgevegetation, ein Trockenwald aus Ahorn, Buchen und Eichen, kann an den Hängen des Steinbruchs besichtigt werden.

In der rückwärtigen Steilwand nistet regelmäßig ein Uhupaar, der Grundwassertümpel in der Mitte des Steinbruchs ist das Laichgewässer von Amphibien und während der Schneeschmelze, wenn das Wasser der Flüsse und Bäche durch Trübung undurchsichtig geworden ist, das Jagdrevier der Eisvögel von Lahn und Aar. Um sie hier zu halten, hat der NABU den Bau einer Eisvogelwand mit Brutröhren veranlasst. Aber auch weniger spektakulären Brutvögeln wie Meisen, Schnäppern und Kleibern werden hier Nistgelegenheiten angeboten.

Bagger für den Naturschutz

Durch den Pflanzenaufwuchs im Abbruchkessel bilden sich über Samen- und Laubwurf, Totholz usw. nach und nach eine Humusschicht, die ohne weitere menschliche Eingriffe eine natürliche Sukzession hin zu gewöhnlichem Mischwald nach sich ziehen würde. Weil aber trocken-warme, nährstoffarme Standorte seltener und daher ökologisch bedeutsamer sind, wird im Fachinger Steinbruch unter Aufsicht der Landesnaturschutzbehörde ein Teil des Aufwuchses mit Sägen, Baggern und Raupen entfernt und der felsige Rohboden wieder freigelegt. Nur so können wärmeliebende, aber auf gemäßigten Standorten konkurrenzschwache Pflanzen und Tiere gedeihen, die auf solche Extrembedingungen spezialisiert sind.